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Karina Eyrich, Schwarzwälder Bote, 01.05.2023

Deshalb können viele der jungen Musiker schon im großen Orchester mitmischen, das in beeindruckender Stärke die Bühne füllte und die Festhalle erfüllte: mit monumentaler Musik. Die kam etwa vom Filmkomponisten John Williams, dessen Werk „Olympic Fanfare And Theme“ die Spiele 1984 in Los Angeles eröffnet hatte. Für den Jahrhundert-Hit von Seoul 1988 brauchte das Orchester eine stimmgewaltige Sängerin, wie Moderatorin Andrea Glück sagte – und hat sie in Lisa Livingston gefunden. „One Moment In Time“ sang die klassisch ausgebildete Kalifornierin, die Albstadts beste Pop-Sängerinnen ausgebildet hat, im Opern-Stil und erntete donnernden Applaus.

 

Wow: Lisa Livingston kann Whitney Houston locker das Wasser reichen. Foto: Eyrich

Mit „Chariots Of Fire“ von Vangelis präsentierte das Orchester eine weltbekannte Melodie, die nicht nur in London 2012 erklungen war und bei der das tiefe Blech brillierte und die Percussionisten frische Akzente setzten.

 

Ein starkes Duett lieferten Jörg Sommer und Lisa Livingston. Foto: Eyrich

Celine Dions Olympia-Song von 1996 in Atlanta war – gekrönt von Lisa Livingstons warmem Sopran – schöner als das Original, doch die Sängerin vermochte noch einen drauf zu setzen: Im Duett mit dem musikalischen Tausendsassa Jörg Sommer aus Balingen zelebrierte sie „Vivo per lei“ – ich lebe für sie. Gemeint ist die Musik, und das Orchester stellte mit jeder Note klar, dass das auch für sie gilt – speziell, seit sie mit Attila Hepp arbeiten: Präzision, Pfiff, originelle Akzente und wirkliche Harmonie kennzeichnen Spiel und Dirigat – olympischer Geist gewissermaßen, der in John Williams „The Olympic Spirit“ Musik wurde.

 

Das Sahnehäubchen auf dem Höhepunkt: Die Orchesterauswahl des Konzertchors Eintracht Ebingen singt „Barcelona“ Foto: Eyrich

Höhepunkt freilich war Freddie Mercurys Hymne „Barcelona“, die er 1992 mit Montserrat Caballé unsterblich gemacht hatte. Da lag die Latte hoch für Lisa Livingston und Jörg Sommer. Doch beide nahmen sie spielend – ebenso wie die achtköpfige stimmgewaltige Orchesterauswahl des Konzertchors Eintracht Ebingen.

Vorsitzender Dieter Dörrer hob – ebenso begeistert wie das donnernd applaudierende Publikum – alle Akteure verbal aufs Siegertreppchen. Die Goldmedaille freilich verlieh er Attila Hepp, dem es gelungen ist, ein musikalisch-olympisches Feuer zu entzünden. Und das in einem Orchester, das heuer 222 Jahre alt wird – Chapeau!

Karina Eyrich, Schwarzwälder Bote, 04.10.2022

Eine Opernsängerin auf Abwegen und ein Pianist mit Humor und einer Fähigkeit, die sonst kaum ein Mann besitzt: Lisa Livingston und Wolfgang Fischer machten im Kunstmuseum nur Spaß.​

Albstadt-Ebingen - "I wish I was a popsong and not an opera", heißt einem der Songs, die Lisa Livingston selbst geschrieben hat. Gut, dass die gebürtige Kalifornierin trotzdem erst einmal Opernsängerin geworden ist. Gut, dass sie sich früh auf den Weg nach Europa gemacht hat. Und Gut, dass sie sich verliebt hat – in ihren Mann und in die Schwäbische Alb, sonst wäre sie wohl nie an der Musik- und Kunstschule Albstadt gelandet, wo sie seit Jahren Erfolge als Gesangslehrerin sammelt.

Höchste Zeit, dass sie nun auch einmal selbst beweist, wie großartig ihre Stimme ist. Im Kunstmuseum hat sie gemeinsam mit dem Albstädter Pianisten Wolfgang Fischer ein gut gelauntes Publikum davon überzeugt und ihr komisches Talent als Zuckerguss dreingegeben.

Diese Stimme kann einfach alles

Dasselbe beweist Lisa Livingston, wenn sie plötzlich ihre Opern-Stimme so weit aufdreht, dass Kai Hohenfeld, Direktor des Kunstmuseums, Angst um die Scheiben der Bilderrahmen haben muss. Gleichwohl kann Lisa Livingston alles mit ihrer Stimme: Jazzen, Swingen, gefühlvoll dahinschmelzen und rhythmisch durchstarten.

Dass sowohl sie als auch die Texte ihrer Lieder – von Wolfgang Fischer großartig arrangiert – so witzig sind, dass im Publikum manches Zwerchfell Muskelkater bekommt, liegt am reichen Schatz dessen, was sie schon erlebt hat. Etwa als sie von Zürich, wo sie mit ihrem "Mozart-Deutsch" aus Operntexten nicht weit gekommen war, in die "bedeutendste Ecke Deutschlands" kam, wo alle Schwäbisch schwätzen. "Ich bin die Schwami", die schwäbisch Ami, ist ein Ergebnis dieser Erfahrung. Ein anderes ist das Lied vom Schneeschippen: "Früher hab’ ich bei ’was Anderem gestöhnt", singt die Chanteuse mit Selbstironie – überhaupt eine ihrer vornehmsten Eigenschaften.

"In Ihrer Größe haben wir nix!"

Ihr Umfeld karikiert sie ebenfalls furchtlos: "Kommen Sie rein, nehmen sie Platz", höre sie, wenn sie in den USA einen Laden betrifft. "In Deutschland ist es mir passiert, dass mit die Verkäuferin schon von weitem anblaffte: ›In Ihrer Größe haben wir nix!‹" Ihre "Basketballerinnenlänge" weiß Lisa Livingston allerdings charmant in Szene zu setzen, etwa wenn sie zum Song "Ein schwäbischer Mann" mit Kastagnetten klappert.

"Was soll ich bloß morgen kochen?"

Bei so viel Frauenpower könnte das Publikum schnell vergessen, dass ein fantastischer Pianist die Künstlerin begleitet, ließe Livingston ihm nicht Raum, um Solo zu glänzen. "Stille" und "Sehnsucht" aus seinem ersten Solo-Album "Neue Zeiten" gibt Fischer zum Besten und entführt das Publikum ins Reich der Träume, holt sie aber auch wieder zurück ins Reich des Musikkabaretts, indem er berichtet, woran er denkt, wenn er spielt: "Was soll ich unserem Sohn morgen zum Mittagessen kochen?" Womit bewiesen sei, dass Männer zwei Dinge gleichzeitig tun könnten. Er selbst schafft sogar drei Dinge, liest von einem Blatt vor, spielt seinen Flügel und gibt zudem wieder, was ihm jemand ins Ohr flüstert. Ein Tausendsassa!

Von der "schwäbischen Hausfrau" zur "amerikanischen Rampensau"

Das trifft freilich auch auf Lisa Livingston zu, die nach der Pause von der "schwäbischen Hausfrau" zur "amerikanischen Rampensau" wird, alte deutsche Schlager "verschwäbelt" – I will koin Schoklad’" – und mit ihren "kleinen Verbesserungen" einem Lied von Adele zum Durchbruch verhilft: "Lasst den Beifall explodieren", singt sie zur Musik von "Skyfall". Das Publikum gehorcht und klatscht so donnernd, dass Hohenfeld abermals um die Bilderrahmen zittern muss, dass zwei Zugaben herausspringen – und alle gerne für die Musik- und Kunstschule Albstadt, die Gastgeberin des Konzerts, spenden.  Ein weiteres Konzert mit Lisa Livingston und Wolfgang Fischer beginnt am Freitag, 7. Oktober, um 19.30 Uhr im katholischen Gemeindezentrum St. Hedwig. Einlass ist ab 19 Uhr. Platzreservierung unter Telefon 0175/7 98 18 40 oder per Email unter waeschle@kloesterle-verein.de.

Karina Eyrich, Schwarzwälder Bote, 03.10.2019

Wenn die Bühne im "Juwel" offen steht, passiert manche Überraschung: Zwei von der Sorte durften die Gäste beim jüngsten "Open Stage"-Abend im größten Wohnzimmer Albstadts erleben – erst die Lehrerin, dann die Schülerin.

Albstadt-Margrethausen. "Wie eine amerikanische Opernsängerin in die bedeutungsvollste Ecke Deutschlands, die Schwäbische Alb, gekommen ist und in deren bedeutungsvollste Stadt, ›Alb-Stadt‹ – das will sie coram publico erzählen. Lisa Livingston tut es mit Liedern zum Thema "My Way to Albstadt" und mit jeder Menge komischem Talent, wie sich herausstellt: "My Way" von Frank Sinatra hat sie dafür umgetextet und lässt die Leute an der Bar über sie und ihren Akzent reden. Sie erzählt von ihrer Lieblings-Opernpartie, Madame Butterfly, für die sie sich jeden Abend stundenlang klein machen musste mit ihrer "Basketballer-Größe". Erfolgreich, wohl gemerkt: "Die Leute mussten beim Applaus aufstehen, um mich sehen zu können", erzählt sie lachend und schmettert die Puccini-Arie dazu.

"I Wish I Was A Popsong And Not An Opera" folgt auf dem Fuße mit nur einer Messerspitze "Nessun Dorma" darin. So gesehen ist sie richtig in Albstadt, denn dort gibt Lisa Livingston an der Musik- und Kunstschule ihr großes Können auch an viele Popsängerinnen weiter, und es stört sie längst nicht mehr, dass USA-Besucher die Leute aus ihrem Heimatland für oberflächlich halten: "Ich bin 1,83 Meter groß, wiege mehrere Kilos – ich biete einfach viel Oberfläche an", ruft die gebürtige Kalifornierin ihrem gut gelaunten Publikum zu.

Noch viel größer ist ihre Stimme, die Lisa Livingston von höchsten Sopran-Höhen bis zu tiefsten Bass-Tiefen souverän einsetzt. Und wandlungsfähig, mit komödiantischen Färbungen, die im Lied "I Hate To Be Nice" schillernd funkeln, ebenso wie bei ihrer Eigenkreation "Fallen Apart, Piece By Piece": Der Song über den stückweisen Verfall ihres Körpers ist der Sängerin, die in der Wüste aufwuchs, beim Schneeschippen auf der Alb eingefallen.

Pressebilder

Lisa Livingston-Foto Lengerer.JPG
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